Mein neuer Blog:

Hauptsache Buchstaben

Der Alltag einer Autorin in Szenen, Sätzen und Selbstgesprächen

 

München, 17. Juli 2025

 

Weshalb ich historische Romane schreibe

 

Du bist doch Journalistin – wieso schreibst du Romane? Das werde ich öfter gefragt. Klar, es liegen Welten dazwischen: Als Frau der Radionachrichten bin ich der Realität verpflichtet, als Schriftstellerin darf ich ich meiner Phantasie freien Lauf lassen. Aber auf den zweiten Blick haben meine beiden Berufe doch einiges gemeinsam. Nicht nur, dass sie auf Sprache basieren. (Deshalb auch der Titel dieses Blogs: Hauptsache Buchstaben!)

 

Als Journalistin möchte ich die Gegenwart beschreiben, verstehen, einordnen. Aber vieles, was uns heute prägt, hat seine Wurzeln in der Vergangenheit. Ich schreibe historische Romane, weil ich zeigen möchte, wie uns Ereignisse, Erlebnisse, Entwicklungen aus früherer Zeit noch heute beeinflussen.

 

In meinem Job als Journalistin habe ich gelernt, genau hinzusehen, Fragen zu stellen, Fakten zu checken, Quellen zu prüfen. Und diese Fähigkeiten helfen mir auch beim Romanschreiben. Auch in historischen Romanen muss das Grundgerüst ja stimmen, das Setting realistisch, die Handlung glaubwürdig sein. Deshalb ist Recherche sehr wichtig, und es macht mir große Freude, in Archiven und alten Texten akribisch Informationen zu sammeln und mit Zeitzeugen über damals zu reden. Aber als Schriftstellerin habe ich die Freiheit, auch das zu beschreiben, was sich nicht belegen lässt, für das es manchmal nicht einmal Worte gibt: Emotionen. Ich schildere Ängste, Hoffnungen, Wut, Enttäuschungen, innere Konflikte. Wie fühlt es sich an, im Krieg die Heimat verlassen zu müssen? Wie war das, als Deutschland quasi über Nacht geteilt wurde? Was mochte einer Frau in den 1950er Jahren durch den Kopf gegangen sein, die so gar nicht den gesellschaftlichen Erwartungen der damaligen Gesellschaft entsprach?

 

Im Roman kann ich Vergangenheit sinnlich erfahrbar machen. Ich kann darstellen, wie es sich anfühlte, in einer Zeit zu leben, die unsere Gegenwart geformt hat. Oder vielleicht besser: wie es sich angefühlt haben könnte, denn ich habe es ja nicht selbst erlebt. Als Schriftstellerin geht es nicht um das bloße Wiedergeben von Fakten, sondern um etwas Tieferes: Um ein Gespür für eine Zeit zu bekommen, die längst vergangen ist und doch bis heute nachwirkt.

 

Mit meinen Romanen will ich daran erinnern, dass vieles, was wir heute für selbstverständlich halten, schmerzhaft erkämpft, erlitten oder errungen wurde: Frieden, Demokratie, Frauenrechte beispielsweise. Ich schreibe, um dem Vergessen etwas entgegen zu stellen. Die Vergangenheit bleibt lebendig, solange wir ihre Geschichten erzählen.

 

Gute Unterhaltung mit meinen Romanen wünscht euch,

 

Eure Theresia

 

München, 23. Mai 2025

 

In uns der Titel – Wie mein Roman seinen Namen bekam

 

Manchmal weiß man, wie das Buch heißen wird, in dem Moment, in dem einen die Idee für die Geschichte kommt. So war es beim ersten Teil meiner Gutsherrin-Trilogie über eine Familie aus Ostpreußen. So weit die Störche ziehen – diesen Gedanken, dieses Bild hatte ich augenblicklich im Kopf, als ich 2019 beschloss, über das, was meine Mutter und meine Großeltern während des zweiten Weltkriegs erlebt hatten, einen Roman zu schreiben. Der Storch ist – neben dem Elch – ein geradezu symbolisches Tier für dieses ehemals deutsche Gebiet im heutigen Polen. Und Zugvögel sind ein wunderbares Sinnbild für die Thematik, um die es sich in diesem Roman dreht: Verlust, Aufbruch, Neunanfang, Sehnsucht, aber auch Tapferkeit, Zielstrebigkeit, Durchhaltekraft und Stärke.

 

Manchmal entsteht der Titel erst während des Schreibens, so wie bei meinem aktuellen Roman In uns der Ozean, dem die Geschichte der Umweltschützerin Rachel Carson zugrunde liegt. Während ich noch recherchierte, Material sammelte und an den ersten Kapiteln schrieb, stand auf meiner Textdatei im Computer einfach „Rachel“. Aber so würde das Buch am Ende natürlich nicht heißen. Ein Titel soll ja neugierig machen, die Atmosphäre der Geschichte widerspiegeln, seine Aussage auf den Punkt bringen. Also dachte ich nach: Worum geht’s in meinem Roman? Um eine Meeresbiologin, die sich mit der mächtigen amerikanischen Chemieindustrie anlegt, um auf die Gefahren durch einen maßlosen Pestizidgebrauch aufmerksam zu machen. Eine Frau, die so vieles gleichzeitig war: Poetin und Wissenschaftlerin, zurückhaltend und mutig, verträumt und verantwortungsbewusst.

 

Rachel Carsons Bücher (und andere über das Meer), die ich gelesen hatte, standen vor mir auf dem Schreibtisch. Ich sah mir die Titel an – und bei einem blieb mein Blick länger hängen. The sea around us, zu deutsch: Das Meer um uns. Mit diesem Buch hatte Rachel Carson Anfang der 1950er Jahren ihren Durchbruch. Es ist eine Hommage an den Ozean, eine anschauliche, geradezu lyrische Einführung in die Welt der Meere, ihre Entstehungsgeschichte, ihr Ökosystem. Das Bewusstsein, dass alles Leben aus dem Meer entstanden ist und dass die Meere für das Leben auf unserem Planeten noch immer von größter Bedeutung sind, hat sie immer geleitet. Deshalb hatte sie zeitlebens eine besondere Beziehung zum Meer. Weltweit ist Rachel Carson zwar durch ihren Kampf gegen DDT und andere Chemikalien berühmt geworden – aber wäre das geeignet für einen Buchtitel, der bildhaft, eingängig, atmosphärisch, klangvoll, vielleicht sogar poetisch sein sollte? Wohl eher nicht. Nein, ihre große Liebe zum Meer war das, was Rachel Carsons Leben prägte, und das sollte sich auch im Titel meines Romans zeigen.

 

In Stichpunkten notierte ich alles, was mir zum Thema Meer in den Sinn kam: Wasser, Wellen, Flut, Ebbe, Salz, Horizont, Sturm, Gischt ... Ich probierte ein paar Kombinationen aus, aber so richtig gefiel mir das alles noch nicht. Ich wollte keinen kitschigen Titel, und neu musste er ja auch sein. Und dann war er plötzlich da, schlug ein wie ein Blitz, dieser Halbsatz: In uns der Ozean. Ich hielt inne. Ich schrieb ihn auf, ich sprach ihn laut aus, ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. Ja, das war richtig. Das traf es, die Geschichte, die Figur Rachel Carson, die Aussage des Romans. In uns der Ozean, ein Romantitel, in dem etwas mitschwingt: Die Weite des Meeres, Tiefe, Sehnsucht, etwas Geheimnisvolles, Rätselhaftes vielleicht, eine Ahnung von Verbundenheit, aber auch Bedrohung. Ein Titel, der Lust darauf macht, zu erfahren, welche Geschichte dahintersteckt. Zum Glück sahen das meine Lektorin und die anderen Leute beim List Verlag genauso – und der Titel kam aufs Buch. Zusammen mit einem fantastischen Coverbild, das perfekt passt. Habe ich euch neugierig gemacht? Ab dem 31. Juli könnt ihr euch eine eigene Meinung über meinen neuen Roman bilden.

 

Ich wünsche euch dann viel Freude beim Lesen,

 

Eure Theresia

 

München 6. Mai 2025

 

Wie Rachel Carson in mein Leben kam (und blieb)

 

Eigentlich recherchierte ich im Sommer 2023 gerade für ein ganz anderes Buchprojekt, las mich quer durch alle möglichen Beiträge zum Thema „starke Frauen des 20. Jahrhunderts“. Und dann tauchte auf einmal der Name Rachel Carson auf. Ich hatte vage von diesem berühmten Buch Silent Spring gehört, das Anfang der 1960er Jahre vor einer maßlosen Verwendung von Pestiziden warnte. Aber ich wusste nicht, dass es eine Frau geschrieben hatte. Ich wurde neugierig, wollte mehr über die Autorin herausfinden – und blieb hängen. Es war nicht nur ihr mutiger Kampf gegen Umweltgifte, der mich faszinierte. Es war auch ihre Persönlichkeit, diese vielen Widersprüche: Rachel Carson, die zurückhaltende Naturbeobachterin, die im Licht der Öffentlichkeit für ihre Sache stritt. Die Wissenschaftlerin, die sich traute, ganz poetisch zu schreiben. Die Frau, die aus einfachsten Verhältnissen stammte und zu einer der einflussreichsten Personen des 20. Jahrhunderts wurde.

 

Ich las ihre Bücher und Essays, und das, was andere über sie geschrieben hatten, und vor meinen Augen wurde sie lebendig: als Tochter, als Freundin, als Forscherin, als Autorin, als engagierte Kämpferin für den Umweltschutz, die sich von der damals männlich dominierten Welt der Wissenschaft, Politik und Presse nicht hat einschüchtern lassen. Was mich fasziniert hat? Da gab es so vieles: Ihre literarische Stimme. Was für eine Gabe, wissenschaftliche Erkenntnisse so wunderschön zu erzählen! Jeder jeder Gedanke klar, jeder Satz ein Genuss. Da war ihre klare, unerschrockene Haltung, ihre Beharrlichkeit allen Widerständen zum Trotz. Ihre Zerrissenheit zwischen Pflichten und Passion, zwischen der Sorge um ihre Familie und der Sorge um die Zukunft unserer Erde. Denn sie wusste: Wenn ich’s nicht mache, dann macht es keiner. Das galt für beide Bereiche ihres Lebens. Verantwortung, das war auch eines ihrer großen Themen.

 

Ihr merkt schon, wie sehr mich diese Frau beeindruckt hat, und mir war rasch klar: Ich muss von Rachel erzählen. Ich muss dieses abenteuerliche Leben in einem Roman schildern. Ihr Leben IST wie ein Roman.   

 

Es war aufwühlend und großartig, Rachel Carsons Geschichte aufzuschreiben. Und ich bin überglücklich, dass sich mein Verlag augenblicklich genauso dafür begeisterte wie ich. Ab dem 31.7.2025 könnt ihr meinen neuen Roman lesen. In uns der Ozean erscheint als Hardcover bei List.

 

Eure Theresia

 


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