Über die Autorin

Geboren 1964 in Oberhausen zog es mich nach meinem Abitur südwärts: Ich habe Germanistik und Kommunikationswissenschaften studiert - zuerst in Bonn, später in München. Während meines Studiums arbeitete ich als freie Reporterin, später als Redakteurin bei verschiedenen Sendern in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Seit 1997 bin ich als Redakteurin und Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk in München beschäftigt.

In den 90er Jahren habe ich im Altberliner Verlag vier Kinderbücher veröffentlicht. 2014 kam bei Blanvalet mein erster Roman für Erwachsene heraus: "Das Liebesleben der Suppenschildkröte". 2015 folgte "Glück ist nichts für schwache Nerven" und im Jahr danach "Wenn das Leben Loopings dreht".  "Mit Hanna nach Havanna" erschien 2018 - und schildert den turbulenten Roadtrip zweier sehr unterschiedlicher Frauen quer durch Kuba - eine Geschichte, zu der ich bei meiner eigenen Reise durch dieses faszinierende Land angeregt wurde.

Inzwischen wende ich mich in meinen Romanen historischen Themen zu. 2019 veröffentlichte ich - unter dem Pseudonym Marie Leander - "Als wir den Himmel berührten", eine Liebesgeschichte, die in Südfrankreich zur Zeit der deutschen Besatzung spielt.

In meiner aktueller Romanreihe "Die Gutsherrin-Saga" (Ullstein Verlag) mache ich deutsche Zeitgeschichte erlebbar - an der Seite der fiktiven Familie Twardy. Dazu wurde ich durch die Schilderungen meiner aus Ostpreußen stammenden Eltern und Großeltern inspiriert. Die Handlung der beiden Romane "So weit die Störche ziehen" und "Die Heimkehr der Störche" erstreckt sich vom Vorabend des zweiten Weltkriegs bis zum Wunder von Bern im Sommer 1954.

Mit dem dritten Roman "Der Freiheit entgegen", geht die Serie jetzt in die nächste Generation - und in die Sechzigerjahre.

Gute Unterhaltung bei der Lektüre wünscht,

Theresia Graw

 



Gespräch mit der Bloggerin Claudias Bücherregal über "Der Freiheit entgegen":

 

Was fasziniert dich an den Sechzigerjahren?
 
Die Sechzigerjahre waren eine sehr spannende Epoche – und das schon lange vor den sogenannten „68ern“. Das gilt vor allem für uns Frauen: Immer mehr Mädchen drängten danach, einen Beruf zu haben, der sie ausfüllte und in dem sie Männern Konkurrenz machten. Mit frechen Miniröcken setzten sie ein selbstbewusstes Zeichen gegen traditionelle Frauenbilder, und die Pille ermöglichte ihnen ganz neue Freiheiten. Gleichzeitig begann es in vielen Familien zu brodeln, weil sich junge Leute zu fragten, wie es zu den Schrecken der Nazizeit hatte kommen können und sie stellten ihre Eltern zur Rede. Diese gesellschaftlichen Veränderungen interessieren mich, vielleicht auch deswegen, weil ich in diesem Jahrzehnt auf die Welt gekommen bin. In meinen Roman verwebe ich das alles zu einer bunten Geschichte um drei sehr unterschiedliche Freundinnen. An ihrer Seite möchte ich meine Leserinnen und Leser erleben lassen, wie es gewesen wäre, damals dabei zu sein.
 
Welche Rolle spielt die Recherche für deine Geschichten?
 
Bei der Schilderung der historischen Hintergründe arbeite ich so genau wie es geht. Deshalb nimmt die Recherche immer sehr viel Zeit in Anspruch, bevor ich mit dem Schreiben anfange. Ich liebe es, in alten Büchern oder Zeitungen zu stöbern, mit Zeitzeugen zu sprechen oder mir Fotos und Filme von damals anzusehen und auf jedes Detail zu achten. Manchmal muss ich mich regelrecht bremsen, weil ich dabei ständig auf neue Ideen komme. Aber mir ist es wichtig, die Ereignisse möglichst realistisch darzustellen. Manchmal vergehen Stunden, weil ich eine Winzigkeit klären möchte: Gab es diesen oder jenen Autobahnabschnitt schon in dem Jahr, über das ich schreibe? Wie lange dauerte eine Zugfahrt von A nach B? Wieviel kostete damals eine Studentenbude? Eine Tasse Kaffee? Der Eintritt ins Kino? Etc. Solche Fragen tauchen auch während des Schreibens immer wieder auf, und ich gehe ihnen meist sofort nach. Die eigentliche Handlung und die wichtigsten Figuren sind allerdings fiktiv. Die Lektüre soll ja spannend und unterhaltsam sein, mit allen Emotionen, die einen Roman lesenswert machen.
 
Gibt es ein Kapitel, das du besonders gern geschrieben hast?
 
Ich liebe diese Geschichte natürlich vom ersten bis zum letzten Satz, aber die Szenen zu schreiben, in denen ich Clara an historischen Ereignissen teilnehmen lasse, war mir eine besondere Freude. Über den berühmten Besuch des US-Präsidenten Kennedy in Berlin im Sommer 1963 gibt es beispielsweise jede Menge Bild- und Tonmaterial, so dass ich sehr realistisch schildern konnte, wie es sich angefühlt haben mochte, inmitten der vielen Menschen zu stehen und seiner Rede zu lauschen. Und dann war es mir beim Schreiben ein großes Vergnügen, Clara und Sanni in Hamburg ein Live-Konzert der Beatles miterleben zu lassen. Da wäre ich tatsächlich sehr gerne mal in der Realität dabei gewesen ... Auf der anderen Seite handelt mein Roman auch von der Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit in Deutschland. Da stockt mir selbst immer noch der Atem, wenn ich die ein oder andere Szene lese, die ich über den Frankfurter Auschwitzprozess geschrieben habe, so bedrückend sind die Berichte der Zeugen und Zeuginnen. Ich habe mir Gerichtsprotokolle und Zeitungsberichte von damals angesehen, um genau schildern zu können, was dort verhandelt wurde und wie die Menschen in Deutschland darauf reagiert haben. Das ist keine leichte Kost, aber ich sehe es als meinen Auftrag als Autorin an, auch diesen Teil unserer Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.  
 
Der Roman „Der Freiheit entgegen“ ist der dritte Teil einer Familiengeschichte, der Gutsherrin-Saga. Muss man auch die ersten Teile gelesen haben, um die Handlung zu verstehen?
 
Nein, der Roman ist in sich abgeschlossen, er lässt sich auch gut lesen, ohne die anderen Teile zu kennen. Was man aus den vorangegangenen Geschichten wissen muss, füge ich ganz kurz und behutsam in die Erzählung ein. Aber es macht natürlich auch Spaß, beim chronologischen Lesen aller drei Romane die Entwicklung meiner Figuren mitzuerleben und zu verstehen, was sie zu den Menschen gemacht hat, die sie geworden sind. Jeder Roman spielt in einer wichtigen Epoche unserer Geschichte. Im ersten Teil „So weit die Störche ziehen“ geht es um den zweiten Weltkrieg und die Flucht der Familie Twardy aus Ostpreußen. Dazu wurde ich durch die Erlebnisse meiner Eltern und Großeltern angeregt, die mir viel von damals erzählt haben. In Teil zwei „Die Heimkehr der Störche“ schildere ich, wie diese Familie in den Fünfzigerjahren die deutsche Teilung erlebt. Die Handlung spielt hauptsächlich in Berlin. Im dritten und letzten Teil der Saga „Der Freiheit entgegen“ steht nun die nächste Generation im Mittelpunkt und erlebt die gesellschaftlichen Umbrüche in den Sechzigerjahren, wobei Hamburg – schon damals - einer der Hot-Spots in Deutschland war.

***

 

 

Ullstein-Interview über die Hintergründe von "So weit die Störche ziehen":

Was oder wer hat Sie zu dieser Geschichte inspiriert?

Meine Eltern stammen aus Ostpreußen und mussten ihre Heimat wie so viele andere Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg verlassen. Ostpreußen, das war einerseits die Erinnerung an eine recht unbeschwerte, idyllische Kindheit, zum anderen aber natürlich auch die Erinnerung an die vielen schrecklichen Dinge, die später geschehen sind. Der Wunsch, etwas weiterzugeben von dem, was ich von meinen Eltern und Großeltern gehört hatte, war mein Antrieb und so erdachte ich mir Dora Twardy, ihre Familie und das ostpreußische Dorf Liebewalde...

Wie viel Wahres steckt in der Geschichte?

Die Handlung des Romans ist erfunden. Doch habe ich vieles von dem hineingewoben, was meine Eltern, Großeltern und andere Verwandte erlebt haben. So ist meine Mutter – wie Dora – auf einem Gestüt aufgewachsen, mein Großvater hatte eine Trakehnerzucht und sein wertvollster Hengst hieß tatsächlich Siegfried. Die grauenhafte Flucht über das Eis der Ostsee hat meine Familie damals mitgemacht. Ich weiß, dass meine Mutter ihr Leben lang Albträume hatte von den russischen Tieffliegern, die den Flüchtlingstreck beschossen. Und auch die Robinsonade nach ihrer Rückkehr auf den verlassenen Hof ist Teil ihrer Lebensgeschichte. Ich möchte mit meinem Roman dazu beitragen, die Erinnerung an all das, was meine Familie und so viele andere Menschen damals erlebt haben, wachzuhalten.

Was schätzen Sie an Ihrer Großmutter? Was schätzen Sie an Dora?

Die Menschen dieser Generation haben Furchtbares mitgemacht, meine Großmutter hat zwei Söhne im Krieg verloren, ihr Zuhause, ihr ganzes Hab und Gut. Trotzdem war sie keineswegs verbittert, sondern ein ganz warmherziger, liebevoller Mensch. Ich habe sie sehr dafür bewundert, wie sie trotz aller Schicksalsschläge ihre Zuversicht und den Glauben an das Gute im Menschen nie verloren hat. Dora steht in der Generation zwischen meiner Mutter und meiner Großmutter, in ihre Figur lasse ich von beiden Frauen etwas einfließen. An Dora schätze ich ihren Lebenswillen, den Mut und die Entschlossenheit, mit der sie Probleme angeht. Sie entwickelt sich von einem verwöhnten Mädchen zu einer Kämpferin, in einer schlimmen Zeit wächst sie über sich hinaus.

Für ihre Recherchen sind Sie in die Heimat Ihrer Familie gereist. Wie hat die Landschaft auf Sie gewirkt?

Ich bin vor einigen Jahren mit meiner Familie nach Polen, ins ehemalige Ostpreußen gereist. Die Landschaft ist atemberaubend schön: diese endlosen Wiesen und Felder, dieser ganz besondere Himmel, der höher zu sein scheint als anderswo, die vielen Störche, die Birkenalleen, die malerischen Seen. Besonders berührend war es, das Elternhaus meiner Mutter zu besuchen. Der Hof steht noch, wobei nun mehrere Familien dort wohnen. Meine Mutter hatte schon vor vielen Jahren Kontakt zu den Leuten aufgenommen, so dass wir dort herzlich willkommen waren – was für ein Geschenk nach dem Leid, das der Krieg verursacht hat! In der Küche waren sogar noch die Kacheln von damals an der Wand, mit dem Familienspruch über dem Herd, wie ich es aus Erzählungen meiner Oma kannte. Ich war zu Tränen gerührt.

 

***

 

 

 

 

 

Interview mit der Münchner Schreibakademie (18. Mai 2016)

Mein erstes Buch: Theresia Graw

Presse_Theresia_Graw (4 von 8)Liebe Theresia, erzähl doch mal, wie kam’s zu deinem ersten Buch?
Ich gehöre zu den Leuten, die sich schon als Kind Geschichten ausgedacht haben. Bereits in der zweiten Klasse habe ich meiner Lehrerin ein selbst geschriebenes „Buch“ geschenkt, mit jeder Menge selbstgemalten Bildern. Das hieß „Der Indianerjunge rote Feder“. Da hat offenbar die Karl-May-Begeisterung meines großen Bruders abgefärbt! (Die Lehrerin hat mir das Heftchen am Ende des Schuljahres netterweise zurückgegeben und ich habe es noch immer.) In dem ersten Buch, das ich viele Jahre später tatsächlich veröffentlichte, ging es auch um einen Indianerjungen. Es heißt „Ein Fahrrad für den Sohn des Häuptlings“ und erschien 1995 im Altberliner Verlag. Ich war damals alleinerziehend, meine Kinder waren noch klein und ich dachte mir: Ich möchte irgendwas Sinnvolles machen, wenn die beiden abends schlafen und ich zu Hause bleiben muss – ich schreib jetzt ein Buch! Ich dachte an meine kleine Geschichte von damals. Aber jetzt sollte es lustiger und schräger sein. Also erfand ich den kleinen Jungen, der für Aufruhr im Indianerdorf sorgt, weil er partout kein Pferd, sondern ein Fahrrad haben möchte. Meinen Kindern gefiel die Geschichte (klar, Kindern in dem Alter gefällt immer, was die Mama macht…), und ich hab mich abends hingesetzt und sie in meinen Computer getippt.

Ein Fahrrad für den Sohn des Häuptlings

Wie lange hat es von der Idee bis zur Veröffentlichung in einem Verlag gedauert?
Mein erstes Buch war kein dicker Roman, sondern eine kleine, bunt bebilderte Erstlesegeschichte, die ich in wenigen Wochen geschrieben habe. Ich weiß gar nicht mehr so ganz genau, wie lange es damals gedauert hat, bis das Buch im Laden stand. Ein halbes Jahr vielleicht. Jedenfalls ging es wesentlich schneller als heute: Von der Idee bis zur Veröffentlichung meiner Romane dauert es jetzt immer etwa zwei Jahre. Ein Jahr brauche ich, um das Manuskript zu scheiben (ich habe ja noch einen anderen Job), und dann dauert es etwa noch mal ein Jahr für Lektorat und Herstellung.

Was war besonders schwierig und was hat dir geholfen?
Ehrlich gesagt, bei meinem ersten Buch ging alles ganz unkompliziert. Ich hatte erfahren, dass gerade neue Eigentümer den Verlag übernommen hatten und auf der Suche nach neuen Ideen und neuen Autoren waren. Daraufhin habe ich mein Manuskript hingeschickt, das dann auch erfreulicherweise angenommen wurde. Ich hatte einfach Glück: die richtige Idee zur richtigen Zeit. Heute würde es sicher nicht mehr so einfach gehen. Inzwischen bin ich bei einer Literaturagentur, die sich darum gekümmert hat, einen Verlag für mich zu finden, und die die Verträge für mich aushandelt.

Und hast du vielleicht noch einen Tipp für angehende AutorInnen?

Schreiben! Einfach das schreiben, was man gerne erzählen möchte. Schließlich beschäftigt man sich ziemlich lange mit dem eigenen Text (vor allem wenn es ein Roman von mehreren hundert Seiten ist!), und das soll dann auch Freude machen. Dass man ab und zu an sich und seinem Manuskript zweifelt, ist ganz normal. Die Frustphasen zwischendurch kennt jeder Autor, auch wenn er/sie noch so erfolgreich ist. Was mir hilft, wenn ich im Text mal nicht weiterkomme: Sportschuhe an und draußen eine Runde laufen gehen. Oder mit Gleichgesinnten reden. Gemeinsam jammern macht einfach mehr Spaß! Und dann gibt es natürlich wunderbare Schreibseminare und Literaturkurse, in denen man das Handwerk lernen und sich mit Menschen unterhalten kann, für die das Schreiben auch – fast! – das Wichtigste im Leben ist. 


Münchner Wochenanzeiger, 12.11.2015

"Welches Buch haben Sie in Ihrer Kindheit oder Jugend besonders gern gelesen?"

 

Theresia Graw, Redakteurin und Moderatorin des BR und Autorin: "Ich weiß nicht, wie oft ich „Ein Hund, ein Junge und ein Mädchen“ von Robb White verschlungen habe! Es ist die Geschichte des 15-jährigen Jonathan, der mit seinem Vater in der Stadt wohnt und immer wieder ausreißt, um die Farm zu besuchen, auf der er als Kind so glücklich war. Hier auf dem Land erlebt er zusammen mit seiner Freundin Judy und dem treuen Hund Pot Licker beneidenswerte Abenteuer: beim Jagen, beim Fischen, beim Herumstreunen. Wie gerne wäre ich damals mit den Dreien zusammen unterwegs gewesen! Jedesmal habe ich beim Lesen mitgefiebert, jedesmal war ich aufs Neue in Tränen aufgelöst an dieser einen schrecklich traurigen Stelle... Aber zum Glück geht das Buch dann doch sehr tröstlich aus. Nach all den Jahren ist es schon ganz zerlesen, hat aber noch immer einen Ehrenplatz in meinem Bücherregal!"


Das Autoren-Interview mit Theresia Graw

 

von Monika Schulte (Lesezeit, 24.1.2015)

 

 

Theresia Graw liebt löwenzahnblüten-gesprenkelte Wiesen, muss oft vor 03:30 Uhr aufstehen und wollte schon immer schreiben. Dies und noch viel mehr, könnt Ihr hier im Interview nachlesen!

 

 

 

Rund ums Schreiben:

 

Wann hast du angefangen mit dem Schreiben?

 

Ich kann mich gar nicht richtig daran erinnern. Ich habe immer schon Geschichten geschrieben, schon als ganz kleines Mädchen. Dank meiner eifrigen großen Schwester (die nach diesem Erfolg auch prompt Lehrerin geworden ist!) konnte ich bereits im zarten Alter von fünf Jahren lesen und schreiben - naja, sagen wir mal: Buchstaben krakeln. Jedenfalls habe ich alle Geschichten nachgeschrieben, die ich gelesen habe: Pippi Langstrumpf, Räuber Hotzenplotz, später Mädchenromane im Stil von Hanni und Nanni oder Detektivgeschichten... Was mir so in die Finger kam. Das Wenigste habe ich damals übrigens zu Ende gebracht. Spätestens nach ein paar Seiten hatte ich meist schon eine neue Idee, die mir noch viel interessanter erschien und die unbedingt geschrieben werden musste. (Das mit der Ungeduld beim Schreiben hat sich inzwischen zum Glück etwas gebessert!) Mein erster "richtiger" Roman war übrigens eine Art Krimi rund um die Beatles. Da war ich ungefähr vierzehn und unglaublich stolz darauf, ca. 200 handbeschriebene Seiten fabriziert zu haben. Dieses Manuskript habe ich - neben vielen anderen wild bekrakelten Blättern von früher - immer noch. Sehr viel später, als ich eigene Kinder hatte, habe ich mehrere Kinderbücher veröffentlicht. Irgendwann wurde es mir mit Vollzeitjob und Familie allerdings etwas zu viel, und ich habe eine längere Pause gemacht. Erst vor ein paar Jahren, als meine Kinder aus dem Gröbsten raus waren, stellte ich plötzlich fest, dass ich wieder Zeit hatte zum Schreiben. Und da habe ich sofort wieder angefangen. Mangels geeigneter Leser in der Familie ist es jetzt keine Kinderliteratur mehr, sondern unterhaltsame Erwachsenenkost.

 

Was fasziniert dich am Schreiben?

 

Es macht unglaublich Spaß Phantasiewelten entstehen zu lassen, für ein Happy End sorgen zu können! (In meinem anderen Beruf als Journalistin ist das leider selten der Fall: Als Nachrichtenredakteurin beschäftige ich mich den ganzen Tag lang mit Krisen und Katastrophen, denn "Nachrichten" heißt ja meist "schlechte Nachrichten". Um so mehr genieße ich es, zum Ausgleich zuhause Liebeskomödien zu schreiben!) Das fasziniert mich am meisten: Erst ist es eine kleine Idee in meinem Kopf, die wächst und entwickelt sich. Dann wird ein langer Text daraus, der schließlich als Buch im Laden liegt - von dort wandert meine Geschichte in die Köpfe der Leser und begleitet sie für ein paar Stunden oder Tage. Vielleicht amüsieren sie sich über meine Geschichte, sind gespannt wie es weitergeht, leiden womöglich ein bisschen mit meinen Figuren mit, denken über das Buch nach, reden vielleicht mit jemandem darüber. Das ist ein wunderschönes Gefühl, zu wissen, dass meine eigenen Gedanken auf diese Weise auf Reisen gehen.

 

Wie entstehen deine Geschichten?

 

Das ist schwer zu sagen. Da ploppt plötzlich ein Stichwort, ein Satz oder eine Szene in meinem Gehirn auf, und dann kann ich nicht anders, als diesen Gedanken weiterzuspinnen. Das kann eine Schlagzeile in der Zeitung sein, ein Gesprächsfetzen, den ich irgendwo aufgeschnappt habe oder sonst was. Etwas, das mich weiterfragen lässt: Was wäre eigentlich, wenn...? Wie von selbst wächst da eine Geschichte heran. Ich habe immer einen kleinen Notizblock dabei oder tippe schnell etwas in mein Handy, wenn mir eine neue Idee kommt. Zuhause sammele und sortiere ich alles in einer dicken Mappe. Wenn mir klar ist, wo es lang gehen soll, schreibe ich eine Miniform des Romans auf etwa fünf Seiten. Ich skizziere außerdem die Personen, die Handlungsorte etc, dazu gehören z.B. auch Fotos, Zeitungsausschnitte, manchmal Karten oder Stadtpläne, damit ich beim Schreiben immer ein ganz konkretes Bild vor Augen habe. Ich bin aber keine dieser Autorinnen, die ihre Bücher bis ins letzte Detail vorausplanen. Dazu bin ich dann doch zu ungeduldig. Sobald ich einen groben Plan habe, muss ich losschreiben. Natürlich weiß ich schon beim ersten Satz ganz genau, wie das Buch ausgehen wird. Aber die 300 bis 400 Seiten dazwischen sind ein Abenteuer. Da macht die Geschichte zwischendurch einen Schlenker, den ich anfangs noch gar nicht eingeplant hatte. Da tauchen plötzlich Personen auf, die zunächst gar nicht vorgesehen waren. Manchmal streiche ich auch eine Figur, weil ich zwischendurch feststelle, dass sie irgendwie nicht hineinpasst. Ein Buch zu schreiben, das ist für mich so ähnlich wie eine große Reise: Man hat einen Hin- und einen Rückflug in ein fernes Land gebucht - aber man weiß nicht genau, was man in der Zeit dazwischen erleben und wem man wo begegnen wird.

  

Welchen Berufswunsch hattest du als Kind?

 

Siehe oben! Eindeutig: Schriftstellerin. Seit ich fünf war. Ich habe dann aber sicherheitshalber erst einmal etwa "Vernünftiges" gelernt und bin Journalistin geworden. Ein Beruf, der nicht mit Sprache und Schreiben zu tun hat, kam für mich nie in Frage.

 

Wie sieht dein Alltag aus?

 

Bei mir verläuft jeder Tag anders. Neben meiner Autorentätigkeit bin ich ja als Redakteurin und Moderatorin beim Bayerischen Rundfunk beschäftigt, wo ich im Schichtdienst arbeite. Da klingelt mein Wecker vor der Frühsendung schon um 03:30, ein anderes Mal geht es erst am späten Nachmittag los - ab und zu habe ich sogar auch Nachtschicht. Zum Glück komme ich mit relativ wenig Schlaf aus, so dass ich mir zwischendurch immer mal Zeit zum Schreiben nehmen kann. Ich versuche, jeden freien Tag für die Arbeit am Manuskript zu nutzen, aber es gibt auch Phasen, in denen ich wochenlang nicht dazu komme. Deshalb brauche ich relativ lang, um ein Buch zu verfassen. Unter einem Jahr geht da gar nichts.

 

Welche Jahreszeit ist die Deine?

 

Ganz klar der Sommer. Ich liebe Licht, Sonne und Wärme, Draußensein. Andererseits: An einem kristallklaren Herbsttag durch bunte Blätter zu wandern, das hat auch was. Und natürlich: Ein tief verschneites, sonniges Winterwunderland - herrlich! Nicht zu vergessen: Der Frühling! Die ersten bunten Blümchen, die aus der kahlen Erde kommen, blühende Obstbäume, löwenzahnblütengesprenkelte Wiesen - ein Traum! Ach, ich mag jede Jahreszeit. Gerade der Wechsel der Jahreszeiten ist doch großartig. So kann man sich ständig auf etwas Neues freuen.

 

Hast du ein Lieblingsreiseziel?

 

Ich bin schon ein bisschen herumgekommen in der Welt und in den vier Kontinenten, die ich bereist habe, gibt es fantastische Orte, die ich gerne wieder sehen würde. Wie oft habe ich nach einer Reise schon gedacht, das war jetzt toll, da fahre ich bald wieder hin. Aber ich bin viel zu neugierig. Wenn ein neuer Urlaub ansteht, suche ich mir meist wieder ein Ziel aus, das ich noch nicht kenne. Es gibt doch so vieles zu entdecken.

 

Wie definierst du Glück?

 

Mein größtes Glück: Dass ich die liebsten Menschen der Welt um mich habe! Abgesehen davon: Wenn man unter dicken Wolken nach Hause radelt und es fängt erst genau in dem Moment an zu regnen, in dem man die Haustür aufmacht - was für ein Glück! Wenn einem ein Glas aus der Hand fällt, und es geht NICHT kaputt. Wenn man an der Supermarktkasse ansteht, und es ist tatsächlich die Schlange, bei der es am Schnellsten geht... Jeden Tag erlebt man solche klitzekleinen Glücksmomente. Ich versuche, mir jeden einzelnen ganz bewusst zu machen. In der Summe ergibt das dann ein ziemlich zufriedenes Leben und lässt einen die gelegentlichen Tiefschläge, die sich leider nicht vermeiden lassen, hoffentlich etwas gelassener nehmen.

 

Wenn du 5 Millionen € im Lotto gewinnen würdest, was würdest du damit tun?

 

Das ist sehr unwahrscheinlich, weil ich kein Lotto spiele! Aber im Falle eines solchen Geldsegens würde ich mir vielleicht ein wunderschönes Haus in Südfrankreich kaufen, mit Blick über die Lavendelfelder bis hin zum Mittelmeer. Da würde ich dann auf der Terrasse sitzen und einen Roman nach dem anderen schreiben. (Also, wie es ungefähr jeder zweite Autor gern täte!)

 

Hast du Wünsche für die Zukunft? Welche?

 

Dass ich noch viele Ideen für viele neue Romane habe und genug Zeit und Energie, um sie alle zu schreiben. Und natürlich, dass ich einen phänomenalen Bestseller inclusive internationaler Kinoverfilmung lande... Oder so ähnlich... Damit das mit dem Haus in Südfrankreich auch mal klappt... ;-)